Die Führungskräfte als Grenzwächter – Wozu Grenzen im Team wichtig sind

Die Führungskräfte als Grenzwächter – Wozu Grenzen im Team wichtig sind

Im Mannschaftssport ist es keine Frage: Grenzen sind unerlässlich für ein Fair – Play. Sie dienen dazu, dass ein gemeinsames Miteinander möglich ist und bei Grenzüberschreitungen gibt es klare Regeln, wie Sanktioniert wird. Doch in Teams werden Grenzen zunächst mit einem Autonomieverlust verbunden. Dabei haben Grenzen auch nützliche Funktionen im Team.

Was ist eine Grenze?

Zunächst ist eine Grenze eine tatsächlich verortete Trennlinie auf einem Gebiet, Landstück,… oder eine „nur gedachte Trennungslinie unterschiedlicher, gegensätzlicher Bereiche und Erscheinungen o.  Ä.“ (Duden).

Eine Trennungslinie heißt aber auch gleichzeitig, dass es bei einer Grenzüberschreitung weiter geht und es noch etwas darüber hinaus gibt. Deshalb braucht es bei Grenzen oft einen Grenzwächter, der kontrolliert, wer die Grenzen überschreitet und ob derjenige das darf oder nicht. Grenzen sind nie starr, sondern beweglich und immer wieder neu verhandelbar. Das gilt auch für eine Führungskraft. Sie setzt Grenzen und hat auch zur Aufgabe diese zu bewachen, aber auch zu hinterfragen, ob der Kontext und das Umfeld von heute noch zu den Grenzen passt die einst gesetzt wurden. Aber die, die sich an Grenzen halten, haben das Recht diese Grenzen immer wieder zu hinterfragen und zu sehen, ob sie sich noch an diese Grenzen halten wollen.

Wozu brauchen wir Grenzen?

Grenzen zu setzten bedeutet in Teams, dass sie

  • Sicherheit geben: Jeder im Team, weiß durch klar kommunizierte Grenzen, wofür er verantwortlich ist, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht, was erlaub ist und was nicht. Dies gibt in Bezug auf das Verhalten innerhalb eines Teams Sicherheit und schafft auch Vertrauen. Solange sich alle an die gleichen Regeln immer halten, kann man davon ausgehen, dass sich die anderen auch in Zukunft an diese Regeln halten. Damit werden die anderen in Ihrem Verhalten verlässlich und das bietet Sicherheit und schafft Vertrauen.
  • Verbindlichkeiten schaffen: Sobald Grenzen definiert sind und sich alle zu den Grenzen bekennen, entsteht eine Verbindlichkeit von allen, dass man sich an diese Regeln hält. Das schafft Gemeinschaft nach innen und aus. Das gilt insbesondere für informelle Regeln. Bestimmt haben Sie schon mal den Satz gehört: „Das macht man bei uns halt so.“ Diese Äußerung zeigt, dass sich das Team auf ein bestimmtes Verhalten geeinigt hat, wenn auch nicht schriftlich und diese Grenze nicht überschritten werden darf und ein anderer Weg eine Grenzüberschreitung bedeutet. Damit zeigt das Team auch Außenstehenden, dass es eine Einheit ist. In diesem Fall ist weniger die Führungskraft, sondern das gesamte Team Grenzwächter.
  • Grenzen geben auch eine Orientierung: Bei vielen Sportarten ist das Spielfeld eingegrenzt, es gibt bestimmte Linien, die zum Teil auch eine Grenze für neue Regeln im Spiel bedeuten, wie zum Beispiel beim Fußball der Strafraum. Sie geben also Orientierung, wo welche Regeln gelten und wie man sich zu verhalten hat.
  • Und das führt zu einem weiteren wichtigen Punkt: Grenzen sind auch Ausdruck des Teams selbst. In Ihnen zeigt sich unter anderem das Selbstverständnis der Gemeinschaft. Sie definieren, welche Verhaltensweisen wertgeschätzt werden und wie Werte im Team sich im Verhalten der Teammitglieder zeigen.

Grenzen haben also viele Funktionen für Gruppen. Doch es ist im Alltag von Führungskräften nicht so einfach, Grenzen zu setzten, wie es sich anhört.

Was macht es so schwierig Grenzen zu setzten und diese einzuhalten?

  • Ambivalenz: Nicht immer ist es sinnvoll eine Grenze einzuhalten. Wer dogmatisch Grenzen bewacht, der vergibt sich die Chance auf Neues und auf Innovationen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass alle darauf vertrauen zu können, dass die Regeln eingehalten werden. So gibt es viele Grenzfälle im Alltag, die Führungskräfte erleben und sie (zu lange) zögern lassen, die Grenze zu bewachen.
  • Angst vor Widerstand: Grenzen beschneiden die Freiheit Einzelner und damit das Autonomiebestreben dieser Mitarbeiter. Dies führt zu Widerstand, denn es gilt die eigene Autonomie zu verteidigen und aufrecht zu erhalten. Dabei können die Strategien sehr vielfältig sein (angefangen von Dienst nach Vorschrift, ignorieren, Verbündete finden bis hin zu offenen Widerstand und echte Verweigerung oder Informationen zurückhalten,…)
  • Die Grenzen wurden von einer anderen Instanz im Unternehmen festgelegt und die Führungskraft muss diese Grenzen nun an das eigene Team weitergeben und diese bewachen, obwohl sie selbst nicht dahinter steht. Viele Führungskräfte haben in diesem Fall die Befürchtung, dass ihre eigene Glaubwürdigkeit verloren geht. Die Mitarbeiter merken sehr schnell, wann eine Führungskraft selbst von dem überzeugt ist, was die Führungskraft sagt und wann nicht – gerade wenn das Team schon länger mit der Führungskraft zusammenarbeitet.

 

 

Fazit:

Grenzen sind im Team ein wichtiges Element für Vertrauen, Verlässlichkeit und Zusammengehörigkeit. Doch sie einzuhalten und zu bewachen ist für Führungskräfte nicht immer leicht, denn ein Team braucht Flexibilität und Autonomie, um schnell auf Neues reagieren zu können und um Innovation ins Team zu bringen.

Erfahren Sie im zweiten Teil: Wie sie als Führungskraft Grenzen setzten können.

                                                                                                                                                                         

Letzte Änderung am Sonntag, 15 November 2020 15:29
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